Hinweise für Ausbildungslehrer/innen und Mentoren

Diese Seiten sollen Ihnen, liebe Fachlehrerinnen und Fachlehrer, einen kurzen Einblick in die Ausbildung im Fach Biologie geben. Anlass dazu gibt es genug: Wir wissen sehr wohl, wie oft Sie sich über „das Seminar“ beklagen, dass Sie gerne wüssten, was denn „das Seminar wünscht“. Falls Sie mit der Ausbildung unzufrieden sind, falls Sie mehr wissen möchten, falls sich Probleme ergeben sollten: Sie können uns jederzeit erreichen.

 

Rainer Hawmann

Tel. 04144-3340

r.hawmann[at]studienseminar-stade.net

Jutta Schulz

Tel. 04142-810586

j.schulz[at]studienseminar-stade.net

Studienseminar Stade, Lehramt für Gymnasien, Carl-Diercke-Haus

Bahnhofstr. 3., 21682 Stade

Tel. 04141-935200, e-mail: poststelle[at]seminar-std-lgym-niedersachsen.de

 

1.  Die wichtige Rolle der Ausbildungslehrerinnen und –lehrer

Wir wissen, was alles in der Schule zu tun ist. Doch ohne Ihre Mitarbeit an den Schulen kann die Ausbildung im Fach Biologie nicht erfolgreich sein. Die Referendarinnen und Referendare sowie wir als Fachleiter/innen brauchen Sie sehr! Schon kurze Gespräche und Hinweise können den Auszubildenden wichtige Fingerzeige für den weiteren Unterricht geben. Als kritischer und erfahrener Beobachter im Unterricht könnten Sie vielleicht im Fach Biologie den Auszubildenden beispielsweise folgende Hinweise geben:

 

  Verhalten im Unterricht

-  z.B. bestimmt oder etwas zögerlich?

-  z.B. verbal zu dominierend oder zurückhaltend?

§-z.B. ist der/die Unterrichtende sicher?

-  z.B. sind die Rückmeldungen an die Lerner angemessen?

       Konzept der Stunde

-  z.B. ist die Gliederung der Lernabschnitte deutlich?

-  z.B. werden Überleitungen an der Sache orientiert vermittelt?

-  z.B. hat die Stunde einen „roten Faden“?

-  z.B. wird abwechslungsreich oder doch eher monoton unterrichtet?

                         Methodik

-  z.B. wird auf den Wechsel in der Sozialform geachtet?

-  z.B. sind Frage- bzw. Aufgabenstellung eindeutig?

-  z.B. sind die Impulse sinnvoll/zu eng/zu weit?

-  z.B. sind die eingesetzten Methoden und Materialien effizient?

 

Die Referendarinnen und Referendare erhalten für ihre Selbstreflexion nach einer Unterrichtsstunde einen Leitfaden. Dieser Leitfaden kann auch für Sie eine hilfreiche Orientierung sein.

Natürlich gibt es auch differenziertere Beobachtungsmatrizes, die Sie gerne auf Nachfrage erhalten können. Für Hospitationen im Schulalltag sind diese nur mit Einschränkungen praktikabel.

 

2.  Wie kann guter Biologie-Unterricht von Referendarinnen und Referendaren gestaltet werden?

 

Guter Biologieunterricht soll z.B....

- Schülerinnen und Schüler veranlassen, die Umwelt und deren Veränderungen wahrzunehmen und zu verstehen,

- zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit beitragen,

- zu verantwortungsvollem Handeln sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt gegenüber anregen,

- wissenschaftspropädeutisches Arbeiten ermöglichen,

- so anschaulich wie möglich gestaltet sein,

- aktuelle Kontexte aufgreifen,

- nach Möglichkeit saisonale Aspekte der Freilandbiologie berücksichtigen,

- Freude machen, aber auch anspruchsvoll sein,

- Kompetenzen in Fachwissen und -methoden vermitteln,

- Kommunikations- und Bewertungskompetenzen ausbilden.

 

Biologieunterricht wird für Schülerinnen und Schüler von heute in dieser Umwelt gemacht. Er soll deshalb nicht für angehende Biologie-Studenten gemacht werden, wir bilden nicht zukünftige Fach-Wissenschaftler aus. Die universitäre Struktur mit Schwerpunkten wie Genetik oder Cytologie, botanischem Praktikum oder Chemie für Biologen haben – dies ist die Auffassung aller didaktischen Konzeptionen – in der Schule nichts mehr zu suchen. Referendarinnen und Referendare mögen dies bedauern und sich im Studium dabei wohl gefühlt haben. Doch in der Schule bilden sie nun Schülerinnen und Schüler aus.

 

Guter Biologie-Unterricht darf nicht allein vom Primat des Problemlösens leben.

Immer wieder besteht hier ein Missverständnis: denn Biologie-Referendare sollen natürlich alle Unterrichtsverfahren beherrschen! Man sollte Problem lösend unterrichten können, doch auch ein ökonomisch gestalteter, aufgebend-erarbeitender Unterricht mit dem Schulbuch muss gekonnt sein. Wir machen es deshalb zur Regel folgende Stunden – möglichst mehrfach – sehen zu wollen:                                                                                                                                                                                         

-       Stunden mit Problem lösendem Ansatz

-       Stunden mit aufgebend-erabeitendem Verfahren

-       Stunden mit expositorischem Verfahren (hier gut geeignet: Lehrbuch-Arbeit!)

-       Stunden mit experimentellem Unterricht oder Freilandarbeit.

Erst der Umgang mit vielen Lehrverfahren macht den guten Unterricht aus!

Ein besonders Anliegen: In den letzten Jahren lassen die Arten- und Formenkenntnisse der Referendarinnen und Referendare erheblich zu wünschen übrig. Oft bestehen nicht einmal einfachste Artenkenntnisse. Fordern Sie als Fachlehrerin und Fachlehrer auch solche Kenntnisse ein und helfen Sie einmal, wenn es sein muss. Es kann doch nicht angehen, wenn zukünftige Biologielehrer/innen nicht mehr den Unterschied zwischen Haus- und Feldsperling kennen und nicht mehr einfachste Sachverhalte der „grünen Biologie“ vermitteln können!

 

3. Eigenständiger Unterricht im Fach Biologie

Der eigenständige Unterricht ist nach Meinung des Seminars viel zu umfangreich! Wir wünschen uns sehr, dass die Schulen den Rahmen nicht voll ausschöpfen mögen! Das Seminar versucht die Probleme zu bewältigen, indem vor dem Beginn des eigenständigen Unterrichts in Form eines Kompaktseminars eine Vielzahl von Fragen angesprochen wird wie beispielsweise:

Notengebung, Mündliche Mitarbeit, Mitarbeit im Unterricht, Arbeiten und Klausuren, Unterrichtsplanung oder Vorgaben aus Kerncurriculum, Teilnahme an Konferenzen, Elternarbeit u.v.a.m.  

Wegen der nicht immer umgehend möglichen Beratung durch FachleiterInnen bzw. MitwirkerInnen und fehlender schulspezifischer Detailkenntnisse werden auch Sie als Fachlehrerin und Fachlehrer häufiger wegen mancher Probleme angesprochen. Besondere Nachfragen können erfolgen z.B. in Bezug auf

-       Notengebung

-       Vergleichbarkeit von Arbeiten/Klausuren

-       Beschlüsse der Fachkonferenzen

-       Schwerpunktsetzungen der Schule im Schulcurriculum.

Bitte helfen Sie den Referendarinnen und Referendaren, soweit es Ihnen möglich ist.

 

4. Aufgaben und Pflichten des Fachleiters Biologie

Von einem Fachleiter werden guter, vorzeigbarer Alltagsunterricht und im Rahmen der Unterrichtsbesuche konstruktive Beratung verlangt. Besonders sein Unterricht soll stringent, methodisch und didaktisch vielfältig sowie aktuell sein. Der Unterricht ist jederzeit offen für den Besuch von Referendarinnen und Referendaren. Es ist selbstverständlich, dass der Fachleiter gerade zu Beginn der Ausbildungszeit seinen Unterricht präsentiert, öffnet und diskutiert. Natürlich wird erwartet, dass er sich zu Fragen der Biologiedidaktik und -methodik kompetent zu äußern vermag.

 

5. Dank für Ihre Mitarbeit!

Die freundlichen Worte der Prüfungsvorsitzenden im Rahmen des Examens sind sicher kein ausreichender Dank für Ihre Tätigkeit. Die Fachleiter für Biologie haben sich immer wieder für eine Stundenentlastung der an der Ausbildung beteiligten Fachlehrerinnen und Fachlehrer beim MK eingesetzt – leider ohne Erfolg. Sollte im Rahmen der Bachelor- und Masterausbildung ein neues Mentorensystem an den Ausbildungsschulen etabliert werden, so wird dies ohne eine angemessene Entlastung nicht zu machen sein.

 

Mit freundlichen Grüßen!           

 

Jutta Schulz           &           Rainer Hawmann

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